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Kriterien für die Aufsicht im Rundfunk und in den Telemedien /

Wirkungsfaktoren – Rezeptionsspezifische Wirkungsfaktoren

Wirkungsfaktoren

Rezeptionsspezifische Wirkungsfaktoren

Bei der Einschätzung der Wirkungen von Medienangeboten gehören der soziale Kontext, das Alter und das Geschlecht zu den wichtigsten Wirkungsfaktoren auf der Rezeptionsseite, wobei der soziale Kontext im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Bezüglich einer möglichen Wirkung dieser Angebote sind in die Bewertung nicht nur durchschnittlich entwickelte, stabile Kinder und Jugendliche, sondern insbesondere schwächere und noch nicht so entwickelte einzubeziehen. Ein besonderes Augenmerk ist in dieser Hinsicht auf jüngere Kinder und Jugendliche der entsprechenden Altersstufe zu legen.

Sozialer Kontext

Das Risiko negativer Wirkungen von Medien kann entscheidend vom sozialen Kontext abhängen, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen.
Er hat einen großen Einfluss auf ihre Identitätsbildung. Ein erhöhtes Risiko negativer Wirkungen kann bei Kindern und Jugendlichen bestehen,

  • die in einer sozial bzw. soziokulturell benachteiligten Situation aufwachsen,
  • die in ihrem sozialen Umfeld Gewalt und andere problematische Verhaltensweisen als legitimes (und Erfolg versprechendes) Mittel zum Erreichen von Zielen erfahren und
  • die über keine eigenen Erfahrungsgrundlagen verfügen, um in den Medien angebotene Handlungsmodelle überprüfen zu können.

Alter

Entsprechend ihrem Entwicklungsstand reagieren Kinder und Jugendliche unterschiedlich auf Medienangebote. Bei der Bewertung von Medienangeboten muss beispielsweise berücksichtigt werden, dass Kinder im Vorschulalter Fiktion und Realität nicht klar voneinander trennen können. Sie empfinden z. B. die in einem Film gezeigte Gewalt als real. Erst Kinder im Grundschulalter (6 - 10 Jahre) haben die Voraussetzung, diese Trennung in der Regel vorzunehmen. Sie haben jedoch Probleme mit realistisch wirkenden Angeboten und mit Angeboten, in denen Fiktion und Realität vermischt werden (siehe Wirkungsfaktor „Realitätsgrad“). Bei Kindern ab 12 Jahren gleichen sich die Realitätswahrnehmung und -bewertung an die der Erwachsenen an. Es kann deshalb angenommen werden, dass Kinder im Vorschul- und Grundschulalter von der Wirkung realistischer oder realistisch wirkender problematischer Angebote eher negativ betroffen werden können als Jugendliche.

Geschlecht

Bestimmte Inhalte können auf Mädchen und Jungen tendenziell unterschiedliche Wirkungen ausüben. Insbesondere Darstellungen, die geschlechterstereotypische Rollen und Verhaltensweisen vermitteln und propagieren, können Mädchen und Jungen sozialethisch desorientieren. Auf geschlechtsspezifische Wirkungsunterschiede wird in den Kapiteln Sexualität (B.4), Diskriminierung (B.5.3) und Pornografie (C.2) eingegangen.